Testbericht aus "Auto RC-F"  09/10.01

 

HPI RS 4 Pro 3

„Der RS 4 Pro 3 ist die revolutionäre Weiterentwicklung eines der weltweit erfolgreichsten RC Cars - dem HPI RS4 Pro 2! Er ist gespickt mit neuen Features, die neue Maßstäbe setzen werden"

Mit diesem vollmundigen Worten beschreibt LRP electronic, hierzulande der Importeur für die Produkte von HPI, das neue Wettbewerbsauto HPI RS4 Pro 3.

Ob der Neue alles hält was versprochen wird soll dieser Test aufzeigen. Gemäß dem Spruch einer bekannten Person „Schau mer mol" schauen wir uns doch mal das Auto gemeinsam an.

 

Als langjähriger und begeisterter RC Car Fahrer hatte ich schon so manches Modell unterschiedlichster Hersteller. Bei Produkten von HPI war bis vor 3 Jahren die Versorgung mit Baukasten und Ersatzteilen aber eher problematisch, weshalb auch bis zum Jahr 98 die Verbreitung dieser Autos recht dürftig war. Das hat sich aber gewaltig geändert, seitdem 1999 LRP electronic den Vertrieb für HPI übernahm. Die Versorgung mit Baukasten, Zubehör und vor allem Ersatzteilen ist mittlerweile hervorragend. Kein Wunder also, daß die Autos von HPI eine zunehmende Verbreitung finden und auf vielen Rennen um vordere Plätze kämpfen. LRP electronic hat außerdem über eine interessante Rennserie, die LRP-HPI Challenge, einen weiteren Anreiz gesetzt mal bei einem Rennen mitzumischen.

Bis vor 2 Monaten war meine Rennmaschine ein RS4 Pro 2, der mich immer zuverlässig über die Ziellinie gebracht hat. Als LRP/HPI nun auf der diesjährigen Spielwarenmesse ein neues Auto vorgestellt hat wurde ich sehr hellhörig. Der neue, getauft auf den Namen RS4 Pro 3, war für mich von Anfang ein Eyecatcher.

Auffälligstes Merkmal ist zunächst die zentrale Position des Akkus. Längs und mittig eingebaut sorgt diese Akkuanordnung dafür, das Gewicht möglichst in die Rollachse des Autos zu bringen. Dies führt zu einer fast perfekten Gewichtsverteilung und somit zu einem sehr guten Fahrverhalten. Höhere Kurvengeschwindigkeiten und schnellere Richtungswechsel lassen den Piloten flotter um den Kurs jagen. Sehr schön gelöst haben die Ingenieure von HPI den Antrieb. Aufgrund der Akkuposition kann der vordere Antriebsriemen logischerweise nicht mehr in der Mitte laufen. Gelöst wurde diese Aufgabe durch sehr breite Differentiale, welche über große Kugellager die Kräfte auffangen und für eine leichten Lauf auch unter hoher Last sorgen sollen.

 

 

Breite Differentiale = kurze Schwingen? Gefehlt, nicht beim Pro 3. Die Schwingen sind tatsächlich länger als die des Pro 2. Sie greifen sozusagen unter das Diff und garantieren durch die Länge ein ruhiges Fahrverhalten.

Die nächste Auffälligkeit ist das Chassis. Dem aktuellen Trend folgend kommt ein Wannenchassis zum Einsatz. Die einfachen, gefrästen Kohlefaserplatten haben also ausgedient. Eine CFK Platte schaut vielleicht etwas nobler aus, doch im Falle eines Chrashs ist diese auch schneller beleidigt. Zudem kann man einem Wannenchassis produktionsbedingt eine vorteilhafte, aufwendigere Form mit den nötigen Abstufungen und Aussparungen verleihen.

Kommen wir nun zum Zusammenbau:

Von vorne weg muß ich sagen: Bestnote! Wirklich, hier paßt alles, hier muß nicht geschnitten oder gefeilt werden. Das Ausbrechen der Teile aus den Spritzgittern macht richtig Spaß, da die hochfesten Kunststoffteile durch einen kurzen Knack und die dünnen Spritzstege leicht herausfallen. Die ergänzenden Hinweise von LRP für den Zusammenbau sind sehr hilfreich und auch nötig, da wie bei jedem neuen Auto üblich die eine oder andere Kleinigkeit in der Bauanleitung noch nicht ganz paßt. Auch hier ein Lob an den Importeur, der gleich Autos zusammenbauen läßt und die Tips als Beiblatt in den Baukasten legt. Ein Novum stellt für mich die Tatsache dar, daß dem Baukasten Tuningschwingen beiliegen. Die ersten Schwingen scheinen nicht ganz so stabil zu sein, weshalb HPI diese verstärkt hat. Somit findet der RC Car Fahrer sogenannte Spec 1 Schwingen und Spec 2 Schwingen im Baukasten vor. Wie ich denke ein feiner Zug, da man eher gewohnt ist solche stabilere Schwingen als Tuningteil kaufen zu müssen.

 

Diffs

Mächtigen Eindruck hinterlassen die Differentiale. Breit und stark kann man hier sagen. Üblich in dieser Klasse ist natürlich die Funktion als Kugeldifferential, da sich durch die stufenlose Einstellmöglichkeit weitere Abstimmvarianten ergeben. Auch hier dominiert das sehr stabile Kunststoffmaterial in Verbindung mit hochfestem Aluminium, welches noch schön in lila eloxiert wurde. Der viele Kunststoff ruft vielleicht am Anfang etwas Skepsis hervor, die wird aber gänzlich ausgeräumt, wenn man das gute Teil fertig hat. Viel Aufmerksamkeit ist bei der Montage der Druckkugellager geboten, die die axialen Kräfte aufnehmen. Der Modellbauer muß hier selber sehr kleine Kugeln einsetzen, wofür eine ruhige Hand und etwas Geduld nötig sind. Also hier bitte keine Hektik!

 

Das Fahrwerk, der Antrieb

Selbstredend ist natürlich alles in Kugellagern gelagert, was sich dreht. Die Differentiale verteilen die Kraft an die Räder über 4 kurze Kardanwellen. Diese sind aus verchromten Stahl und dadurch äußerst robust. Insgesamt wurde es geschafft die sogenannte rotierende Masse sehr niedrig zu halten. Niedrige rotierende Masse bedeutet gleichzeitig bessere Beschleunigung, da ja weniger Gewicht hochbeschleunigt werden muß. Beim Bremsen wirkt sich das natürlich auch positiv aus, da weniger Masse auch weniger Trägheit im Antrieb darstellt. Die Riemen sind von hoher Qualität und sehr geschmeidig. Serienmäßig hat der vordere, lange Riemen einen kugelgelagerten Riemenspanner spendiert bekommen. Der Sturz kann an allen Rädern mit Rechts- Linksgewindestangen stufenlos eingestellt werden, ebenso kann über solche Gewindestangen die Spur stufenlos justiert werden.

Die Dämpfer

Die 4 lauten auf den klangvollen Namen „Low Friction Damper". Schnell und präzise zusammengebaut sorgen sie für die richtige Dämpfung. Ihr Gewicht ist erstaunlich gering. Der Aufbau ist durchdacht, die Dichtigkeit ist wie man es sich wünscht. Da die Dämpfergehäuse sehr sauber gebohrt sind, ist die Präzision für ein Kunststoffdämpfergehäuse hervorragend. Da die Dämpfer über ein Feingewinde verfügen, kann die Federvorspannung stufenlos eingestellt werden. Eine wichtige, zusätzliche Einstellmöglichkeit für das Fahrwerk.

Da der Zusammenbau schnell und unspektakulär vor sich geht, kommt man schnell in den Genuß des Elektronikeinbaus.

...der Motor:

Ein LRP-HPI Pro Challenge Motor 12x2 der neuen Bauart findet dort Platz, wo das Triebwerk hingehört. Die Wahl viel recht leicht, da ich in der Pro Challenge Klasse mitfahren möchte und dort ja nur dieser Motor zugelassen ist. Neu an dem Triebwerk ist die Möglichkeit ihn zu öffnen und damit zu warten. Eine große Einkerbung am Motorgehäuse in die der Motorkopf greift fixiert das Timing. Änderungen sind also keine möglich, was die Chancengleichheit garantiert. Ebenso ist der Anker dauerhaft über die ein-epoxierte Bezeichnung markiert.

...der Regler

Nach einigem hin und her überlegen entschied ich mich für einen Regler der neuen Quantum Serie von LRP. Da mein Budget das Topmodell Quantum Competition leider nicht zuließ, holte ich mir einen Quantum Pro Sport. Dieser Regler ist sogar noch etwas kleiner und leichter als der Competition und hat nicht alle Einstellmöglichkeiten wie das Topmodell, was mich aber nicht weiter stört. Der Quantum Pro Sport begeistert mit 15 Gramm Gewicht und kleineren Abmessungen als der winzige Phaser Empfänger.

 

...der Empfänger + Servo

Aus meiner bisherigen Rennmaschine baute ich mir den Phaser von LRP aus, der meine „Befehle" immer zuverlässig umgesetzt hat. Nun findet er Platz im Pro 3 und paßt optisch außerdem perfekt zum Quantum Pro Sport. Die Lenkbefehle des Phaser werden von einem KoPropo PS 2015 umgesetzt.

Nach dem Zusammenbau steht er nun in voller Pracht da und einem bis auf die Zähne herauf motivierter RC Car Fahrer steht die Ungeduld geradezu ins Gesicht geschrieben diese Rennmaschine über den Kurs zu hetzen!

Jetzt, da der Pro 3 komplett fahrbereit dasteht, sieht man erst die vielen Einstellmöglichkeiten des Fahrwerks:

Einfach, schnell aber trotzdem unbegrenzte Set-up Möglichkeiten.

Doch zunächst wird natürlich ganz brav mit der Werkseinstellung gefahren, die ja bei HPI immer ganz gut paßt.

Auffällig ist auch der vereinfachte Zugang zum Differential und dem Antriebsstrang. Wartungsarbeiten bereiten also kein Kopfzerbrechen und sind schnell durchzuführen. Der „Ofen" liegt da wie eine Flunder. Durch das breite Chassis ist jede Menge Platz für die Komponenten. So kann wirklich alles mit geringster Bauhöhe plaziert werden, was natürlich den Schwerpunkt sehr nahe zum Boden bringt.

Und wie fährt sich der Neue?

Das Roll out fand an einem angenehmen, warmen Samstag nachmittag auf einem großen Parkplatz statt, der immer als „Hausrennstrecke" und für Privatrennen dient. Nachdem die Akkus voll geladen waren und die Rennstrecke stand, war ich sehr auf den ersten Fahreindruck gespannt.

Und los geht’s: Erst mal ein paar Runden einrollen und eingewöhnen. 3 Runden mußten dafür reichen, also rein mit dem Gas und wie gewohnt mit Speed auf die Kurven zu. Das klappt ja prima und geht sogar ein Tick schneller als bisher (zumindest subjektiv)! Nachdem der Akku leer war habe ich wohl geschaut wie an Weihnachten, das meinte zumindest mein Kumpel. Ja, das Ding fährt sich wirklich toll. Richtungswechsel und harte Fahrmanöver gelingen wie am Schnürchen, dabei ist das Fahrverhalten aber immer neutral und stehts beherrschbar. Der Eindruck, daß ich etwas schneller bin als bisher bestätigte sich dann auch am darauffolgendem Wochenende bei einem Rennen. Dort konnte ich mit Fahrern mithalten, von denen ich bisher immer das Getriebegehäuse sah. Dabei half mir bestimmt auch die Power und Standfestigkeit des neuen Pro Motors in Verbindung mit der sehr feinfühligen Regelbarkeit des Quantum Pro Sport.

Der RS 4 Pro 3 hat mittlerweile schon viele Akkus in Vortrieb umsetzen müssen und steht immer noch da wie am ersten Tag. Bei diversen Chrashs konnte ich mich auch von der Robustheit und Stabilität des Autos überzeugen. Rundum ist der RS4 Pro 3 von HPI/LRP ein sehr empfehlenswertes Fahrzeug für jeden RC Car Fahrer. Angefangen vom Hobbypiloten für Parkplatzrennen bis hin zu Rennfreaks für große Renneinsätzen bietet das Auto Fahrleistung, Qualität, Abstimmöglichkeiten und Langlebigkeit für jeden Geschmack und Anforderung. Auch der Einsteiger findet mit dem Pro 3 ein ideales Gerät, um in die Welt des RC Cars einzutreten.

Autor: Michael Konirsch

 

 

Daten und Ausrüstung des Modells:

Gewicht ohne Karosserie: 1396 Gramm

Gewicht mit HPI CLK: 1520 Gramm

Länge: 370 mm

Breite: 185 mm

Motor: Pro Challenge 12x2

Regler: LRP Quantum Pro Sport

Empfänger: LRP Phaser

Servo: KoPropo PS 2015

Reifen: HPI B15-40

Bezugsquelle:

Fachhandel

Hersteller/Importeur:

LRP electronic

Wilhelm Enssle Str. 132-134

73630 Remshalden

www.lrp-electronic.de

Tel.: 07181 40980